Willst Du Atomsubventionen, mache Angst mit Stromlücke und Blackout!
Die Schweiz hatte 2020 die weltweit beste Versorgungssicherheit, wir sind Weltmeister!
Die Schweiz hatte 2020 die weltweit beste Versorgungssicherheit, wir sind Weltmeister!
Wir hatten 2020 einen Selbstversorgungsgrad von 110%, die Schweiz hat 2020 im Sommerhalbjahr wie im Winterhalbjahr netto mehr Strom exportiert als importiert.
Das Märchen von der Stromlücke und dem Blackout ist Teil einer Kampagne der Axpo, die die Nachrüstungen ihrer alten Reaktoren vom Bund subventioniert haben möchte.
Der Axpo ist mindestens seit dem ganzen Jahr 2021, wahrscheinlich schon seit 2020 klar, dass die vom ENSI voraussichtlich verlangten Nachrüstungen für Beznau 1+2 nicht finanzierbar sind.
Antoine de Saint Exupery sagte: "Wenn Du ein Boot bauen willst, sage den Leuten nicht, wieviel Arbeit das ist. Sondern lasse sie von den Weiten des Meeres träumen."
Antonio Sommavilla, Medienchef der Axpo, sagte sich offensichtlich: "Wenn Du Milliardensubventionen für deine maroden Schrottreaktoren willst, sage den Leuten nicht, wie teuer das ist, sondern lasse sie alpträumen von der Stromlücke und dem Blackout."
Diese Kampagne der Axpo läuft seit längerem, mit wenig Erfolg. Die Wirklichkeit war zu eindeutig anders.
Die aktuellen Marktturbulenzen
Diesen Sommer und Herbst hat sich die Lage bei den fossilen Energieträgern und beim Strom laufend verschärft. Damit läuft die Axpo-Kampagne zur Stromlücke und dem Blackout endlich nicht mehr ins Leere, sondern erhält Schwung. Auch wenn sich an den strukturellen Fakten gar nichts geändert hat.
Es gab bloss eine Marktentgleisung aus folgenden Gründen, hier priorisiert nach Wichtigkeit:
Der grösste Kohleimporteur der Welt, China, hat einen politischen Boykott gegen den grössten Kohleexporteur der Welt, Australien, umgesetzt. Entsprechend hat China den Weltmarkt für Kohle leergekauft, und auch noch den Flüssiggasmarkt. Die USA exportieren fast nur nach China, Europa kriegte fast nichts mehr.
Während Corona ist 2020 die Nachfrage in Europa zusammengebrochen, 2021 gabs einen enormen Anstieg des Energieverbrauchs. Nach dem kalten letzten Winter waren die europäischen Gasspeicher leerer als sonst. Das hat vorallem damit zu tun, dass die grössten europäischen Gasspeicher in Deutschland an Gazprom verkauft wurden, und grosse Oelspeicher an Rosneft.
Das hat sich Putin zunutze gemacht, hat bei seinen Gasexporten "Dienst nach Vorschrift" gemacht, und Europa nur noch die vertraglich vereinbarte Mindestmenge an Gas geliefert. Wer Herrn Putin die grössten Gasspeicher Europas in die Hand drückt kann nicht darüber überrascht sein, dass er sie als politisches Druckmittel einsetzt, um endlich die Betriebsbewilligung für Nordstream 2 zu erzwingen.
Zudem hat der europäische CO2-Zertifikatehandel mit einer Vervielfachung des CO2-Preises endlich Wirkung gezeigt, wodurch in Europa vor dem aktuellen Engpass mehr Kohlekraftwerke stillgelegt wurden, als ursprünglich geplant.
In Kontinentaleuropa stieg wegen der wirtschaftlichen Erholung die Stromnachfrage, die Stromproduktion war aber eingeschränkt durch die stillgelegten Kohlekraftwerke und verteuert durch die höheren CO2-Preise, Gaspreise und Kohlepreise. Damit stiegen die europäischen Strommarktpreise auf die höchsten Werte seit dem ersten Quartal 2009.
Aus Schweizer Sicht
Wir haben 2020 sowohl im Sommerhalbjahr, als auch im Winterhalbjahr mehr Strom exportiert, als importiert. Das wird auf SRF und in den TA-Medien häufig falsch dargestellt, die postulieren heute schon eine dramatische Winterstromlücke, verbreiten also Axpo-Sprech.
2021 haben wir die Situation, dass unser grösstes Kraftwerk vom 21. Mai 2021 bis in den Dezember 2021 keinen Strom produziert. Das AKW Leibstadt ist in seiner grossen Revision, wird also während 7 von 12 Monaten keinen Strom produzieren.
Die Axpo und alle anderen EVUs der Schweiz gingen davon aus, dass 2021 wieder zuviel Strom im Markt sei, mit sehr tiefen Preisen. Darum das Ansetzen der 7 Monate dauernden Revision von Leibstadt. Es ist bemerkenswert, wie sehr sich sämtliche Schweizer EVUs in ihrer Kurzfristprognose geirrt haben. Was aber verständlich ist, denn die Hauptgründe unserer Energieprobleme sind, wie oben beschrieben, politischer Art, verursacht von den Führern von China und Russland. Politik, nicht Wirtschaft, nicht strukturelle Gründe, nicht natürliche Gegebenheiten.
Positive Schweizer Entwicklung
Der Axpo läuft aus einem weiteren Grund die Zeit davon: Endlich werden in der Schweiz im grossen Stil Photovoltaikanlagen (PV) gebaut, und die Fortschritte in der Energieeffizienz sind enorm. Seit 2010 sinkt in der Schweiz nicht nur der Stromverbrauch pro Kopf, sondern auch absolut. Die maroden Kernkraftwerke der Axpo werden je länger, desto überflüssiger. Aus Sicht unseres Selbstversorgungsgrades von 110% und netto Stromexporten im Sommer und Winterhalbjahr sind Beznau 1 + 2 komplett verzichtbar. Kein Wunder muss nun der Teufel an die Wand gemalt werden, um deren Nachrüstungen vom Bund bezahlen zu lassen.
2021 werden wir übrigens netto weniger exportieren, im Winter mit netto Import, weil Leibstadt 7 Monate stillsteht.
Sehr positiv und sehr wirksam ist die vor zweieinhalb Wochen verabschiedete Revision des Energiegesetzes,
https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2021/2321/de
basierend auf der pI 19.448 von Bastien Girod..
Falls die 60% Investitionsbeiträge für grosse PV Anlagen nicht vom BFE im Vollzug sabotiert werden, wird es ab 2022 eine Explosion beim Zubau grosser PV-Anlagen geben. Eventuell kommt auch die Windkraft langsam in die Gänge.
Auch deshalb müssen aus Sicht der Axpo möglichst sofort Subventionen für marode AKWs beschlossen werden, bevor alle merken, dass sie unnötig sind.
Zum ENSI
Die Axpo und ich waren uns diesen Frühling einig in der Beurteilung, dass es Beznau 1 und 2 sehr schwer haben werden. Die Liste der vom ENSI geforderten Nachrüstungen wird sehr lange, umfangreich und teuer. Genau darum will die Axpo ja die Nachrüstungen vom Bund bezahlt erhalten.
Die Situation hat sich im 2021 insofern verschärft, als nun offiziell klar ist, dass Beznau 1+2 nicht flugzeugabsturzsicher sind, den Sicherheitsnachweis für ein 1'000-jährliches Erdbeben nicht erbringen kann, und das Stahlcontainment von Beznau 1 um 9,2 mm von 30 mm durchgerostet ist. Plus die Sprödigkeit des Reaktordruckbehälters über dem gesetzlichen Grenzwert, plus all die anderen Mängel, die ein 52-jähriges AKW hat, von denen wir nicht einmal etwas wissen.
Ich denke, die Führungsetage der Axpo weiss genau, dass die Stilllegung von Beznau 1+2 kaum noch verhindert werden kann. Trotzdem oder aus Prinzip wird nun diese Lobbyingkampagne gefahren, medial und politisch mit der Stromlücke und dem Blackout, verwaltungsintern mit der Verzögerung der Prüfung durch das ENSI um nochmals 2 Jahre, auf total 5 Jahre.
Axpo und ENSI sagten beide, dass nach den Nachreichungen von Unterlagen durch die Axpo im Frühling 2021 das ENSI im Sommer 2021 seine Stellungnahme zum Sicherheitsnachweis von Beznau 1+2 vorlege, mit der von der Axpo so gefürchteten langen Liste der Nachrüstungen.
Dann konnte die Axpo den Sicherheitsnachweis für ein 1'000-jährliches Erdbeben nicht erbringen, und erhielt eine neuerliche Frist bis Ende September 2021.
Und nun wird vom ENSI gesagt, dass 2021 und 2022 kein Prüfungsresultat für Beznau 1+2 vorgelegt werden soll, sondern die Prüfung selbst nochmals um 2 Jahre verzögert werden soll.
Das ist nun wirklich die "Mutter aller Vetterliwirtschaft".
Gemäss dem geltenden Recht und den eigenen ENSI Richtlinien wäre so ein Vorgehen illegal. Der Sicherheitsnachweis für Beznau 1+2 müsste seit 2018 vorliegen. Ohne Sicherheitsnachweis keine Betriebsbewilligung.
Der aktuelle Sicherheitsnachweis für Beznau 1+2 wäre einzureichen gewesen bis 2018, um für die nächsten Zehnjahresperiode von 2019 bis 2028 die Betriebsbewilligung durchs ENSI zu erhalten (Inbetriebnahme 1969). Der von der Axpo abgegebene Sicherheitsnachweis wurde 2018 vom ENSI zugerückgewiesen, und musste nachgebessert nachgereicht werden. Das wurde 2019 nicht erreicht. Dann 2020 die Zusatzforderung, auch den Nachweis für ein 1'000-jährliches Erdbeben nachzureichen. Dann 2021 das Bundesgerichtsurteil, unter anderem mit der Forderung nach dem Sicherheitsnachweis für ein 1'000-jährliches Erdbeben. Dann hiess es, bis Ende Februar 2021 werde alles nachgereicht.
Dann sagte der Leiter der Axpo Division Nuklear, Willibald Kohlpaintner am 16. Mai 2021, dieser Sicherheitsnachweis sei Ende Februar eingereicht worden, und alle Anforderungen seien erfüllt.
Dann schrieb im August der Bundesrat auf die Interpellation von Florence Brenzikofer, dieser Sicherheitsnachweis sei noch nicht erbracht, und auf die Nachfrage in der Fragestunde sagte Simonetta Sommaruga, der Nachweis müsse bis Ende September 2021 nachgereicht werden.
Nun also die weiteren Zusatzschlaufen des ENSI, um der Axpo einen weiteren illegalen Weiterbetrieb von Beznau 1+2 um weitere 2 Jahre zu ermöglichen.
Ohne den seit 2019 erforderlichen Sicherheitsnachweis für die 10 Jahre von 2019 bis 2028.
Ende 2023 wären Beznau 1+2 ohne Sicherheitsnachweis 5 Jahre lang illegal in Betrieb gewesen.
Wenn es nicht zum heulen wäre, wäre es zum lachen!