Fischsterben im Rhein für die französische Stromversorgung
 
Es wurde in letzter Zeit mehrfach darüber berichtet, dass die ElCom und das Bundesamt für Energie der Axpo erlauben, die Aare mit ihren zwei Reaktoren Beznau 1 und 2 über den Grenzwert von 25 Grad aufzuheizen. Ein Fischsterben in der Aare und dem Rhein ist die Folge, aus dem Rhein wurde schon eine Tonne tote Fische geholt. Das dürfte sich mit jeder kommenden Hitzewelle noch verschärfen.
 
Die ElCom meinte in der Begründung 1, der Bruch des geltenden Rechts sei begründet mit der Versorgungssicherheit der Schweiz.
 
Das ist nachweislich Bullshit, wenn die Schweiz seit Wochen 150% bis 190% des Bedarfs produziert, und die überzähligen 50% bis 90% nach Frankreich und Italien exportiert.
 
Die Beznauproduktion macht, tageszeitlich schwankend, nur ein Fünftel bis ein Fünfzehntel der Exporte aus. Für ein bisschen mehr Geld aus dem Exportgeschäft wird das geltende Recht gebrochen, und die Fische und andere Wasserlebewesen in Rhein und Aare werden getötet.
 
Nein, nein, sagte die ElCom in der Begründung 2, Beznau müsse laufen, um die Stauseen zu füllen, die halbleer seien.
 
Auch das ist widerlegt. Die Schweizer Stauseen sind durchschnittlich gefüllt, im Tessin halbleer, auf der Alpennordseite zu mehr als drei Vierteln voll. Zudem will der Bundesrat ab Oktober eine Winterreserve von 500 GWh anlegen.
 
500 GWh?
 
Das exportieren wir zur Zeit in knapp fünf Tagen.
 
Die Begründung 2 der Elcom ist somit ebenfalls Bullshit: Die Winterreserve des Bundesrates würde erst ab Oktober aufgebaut, und sie ist so gross wie fünf Tage Stromexport.
 
Es gibt noch die Begründungen 3 und 4, von der ElCom nicht erwähnt:
3) Mit den aktuellen Stromexporten können die drei grossen Stromversorger der Schweiz täglich netto 40 Millionen Franken verdienen. Die Elcom machte ihre Abwägung: Täglich 40 Millionen in der einen Hand, eine Tonne toter Fische in der anderen Hand, und sagte sich "pecunia non olet" (Geld stinkt nicht).
 
4) Es geht tatsächlich um die Versorgungssicherheit, aber jener von Frankreich. Nur 26 von 57 französischen AKWs sind in Betrieb, ein Drittel davon sind geplante Revisionen, der Rest sind ungeplante Ausfälle wegen Mängeln. Die Strommarktpreise von Frankreich liegen an Werktagen bei über 50 Rp/kWh, und in Spitzen bis zu 2 Franken pro Kilowattstunde. Die Eléctricité de France muss bereits täglich Gebietsabschaltungen oder Verbraucherabschaltungen vornehmen.
 
Ohne die maximal grossen Stromimporte aus der Schweiz und aus Deutschland wäre in Frankreich der Blackout längst Tatsache, denn ohne das Gas von Putin kann Frankreich nur beschränkt auf eine Stromproduktion auf Basis von Gas umstellen.
 
Die Solarstromproduktion wurde in Frankreich bis vor wenigen Jahren blockiert, nun beginnt deren Aufbau von sehr tiefem Niveau aus. Bei der Windenergie ist Frankreich schon etwas weiter.
 
Die toten Fische in der Aare und dem Rhein wissen nun wenigstens, warum sie gestorben sind:
  • Um die Kassen der drei grossen Schweizer Stromexporteure zu füllen, und
  • um Frankreich vor dem Blackout zu bewahren, da Frankreich die schlechteste Versorgungssicherheit Europas hat, weil es voll auf die marode Atomkraft gesetzt hatte. Das zu ändern bräuchte Jahrzehnte. Präsident Macron will aber mehr desselben, nochmals 14 neue AKWs. Und wir dürfen dann wieder unsere Fische töten, um seine Stromversorgung zu retten.
 
Wegen Frankreich stellen sich die Grünen in Deutschland mittlerweile auch nicht mehr gegen einen Streckbetrieb der letzten drei deutschen AKWs. Deutschland hat sie nicht nötig, aber weil Frankreich derart stark von den Stromimporten aus Deutschland und der Schweiz abhängt, und weil sich der Stromverbrauch Frankreichs im Winter fast verdoppelt, macht ein Streckbetrieb der deutschen AKWs zugunsten von Frankreich doch Sinn.