Leserbrief zur Lage in Thüringen:
ganz so einfach ist das dann doch nicht. Schaue Dir mal an, wo die AfD *nicht* gewählt worden ist und der Ramelow seinen Rückhalt und Respekt zurecht immer noch genießen darf. Wenn man bedenkt, dass Thüringen eigentlich nur drei 'große' Städte hat - und die sind ja eigentlich auch eher auf Klein- bis Mittelstadtniveau, ist das also ziemlich beeindruckend: die AfD ist besonders stark, wo es quasi keine 'Ausländer' gibt und die ganzen Idioten hängen geblieben sind. Daher auch die Betroffenheit in Weimar, Erfurt und Jena. Man sieht sich hier recht hilflos von den Dorftrotteln ans Messer geliefert.Seit Jahren demonstrieren hier in Weimar Montag Abend immer die Faschos aus Greiz und Co. und ich habe mich immer gefragt, was die hier eigentlich wollen. Jetzt weiß ich es. Das war der Fuckfinger an die Städte in Thüringen nach dem Motto: fühlt Ihr Euch hier nur sicher in Euer Blase mit Papa Ramelow, die Wahlen werden aber im Vogtland, im Eichsfeld und in Nordhausen entschieden. Sie hatten Recht. Als Ramelow hier auf der letzten Demo ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Rechtsextremismus gehalten hat, hat er gemacht, worüber Du Dich in Deinem Blog immer mal wieder ärgerst, wenn sich diejenigen zurückmelden, für die die Nachricht eigentlich keine Neuigkeit mehr ist: er hat die falschen adressiert, die die ohnehin von ihm beeindruckt waren.
Egal in welchem Gremium er sich über was auch immer hat informieren lassen, hat er stets gefragt, was er und die Politik jetzt noch machen können, um einen besseren Rahmen für die Spezialisten zu schaffen. Aber mit den Dorfidioten zu sprechen, ist ihm nicht gelungen, was ich ehrlich gesagt sehr gut verstehen kann.
Hier hat vor einem Jahr ungefähr schon eine Art Exodus begonnen: am Nationaltheater gibt es die Abwanderung (mit der Mutter einiger meiner Kinder gingen noch 3 Kolleginnen in den Westen (zurück)) genauso wie an der Musikhochschule (ein ganzer Bereich (alte Musik) ist komplett weg, die Komposition seither nur noch kommissarisch besetzt), am Bauhaus oder sogar am Hochbegabtenmusikgymnasium Belvedere. Die bekommen nicht nur ihre Schülerzahlen jetzt nicht mehr hin, trotz der vielleicht 20% Ukrainer: jetzt gehen auch die Lehrer und Mitarbeiter. Meine älteste Tochter hat gerade am renommiertesten Gymnasium Abi gemacht und bis auf 3 Hansels wollen alle weg oder sind es jetzt. In der Stufe haben übrigens fast alle links gewählt.
Als wir im letzten Jahr beim Landesmusikwettbewerb in Greiz waren, hat man die Beiträge unterbrechen müssen, weil an der Vogtlandhalle so viele national beflaggte und düster trommelschlagende und trillerpfeifende Faschos immer wieder vorbeigezogen sind, dass die Kammermusikbeiträge der Kinder und Jugendlichen unsicher wurden. Also keine Sorgen machen ist hier vor Ort gar nicht so einfach. Da schwebt immer solch eine Art Gewaltbereitschaft mit, dass Kinder schon mal anfangen zu weinen.
Ich habe noch mehr Mails von Leuten gekriegt, die jetzt halt da wegziehen. Einer schrieb, er sei auch zu alt, um sich auf dem Arbeitsweg mit Nazis prügeln zu müssen.
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