Ruinöse Atomkraft wird verstaatlicht
 
In Frankreich übernimmt der Staat 100% der Aktien der Eléctricité de France.
 
Erst vor 20 Jahren wurde der Staatskonzern EdF im Rahmen der neoliberalen Welle, die durch Europa schwappte, privatisiert. Das lief aber nie gut, regelmässig musste der Staat für finanzielle Rettungsaktionen einspringen. Als der Staat die EdF schliesslich zwang, die konkursite Atomkraftwerk-Erbauerin Areva zu übernehmen, war das Schicksal der EdF besiegelt: Jahr für Jahr kamen weitere Milliardenverluste hinzu, die nicht refinanzierbar waren. So blieb der Regierung Macron nun nichts anderes übrig, als die EdF ganz zu übernehmen, weil sonst niemand seinen Plan finanzieren würde, nochmals 14 weitere Atomkraftwerke zu bauen. Das kann sich nur ein Staat leisten, der hemmungslos Steuermilliarden seiner Bürger mit dem Bau neuer AKWs verbrennen kann.
 
A propos verbrennen: Ist eigentlich allen klar, dass AKWs Dampfmaschinen sind?
 
Vor 150 Jahren wurde Wasser mit dem Verbrennen von Kohle verdampft, um Dampfmaschinen oder Dampflokomotiven anzutreiben. In AKWs wird Wasser einfach mit dem radioaktiven Zerfall von Uran in den Brennstäben erhitzt, worauf der Dampf in Dampfturbinen Generatoren antreibt, die dann Strom produzieren. Gerade wegen dieser uralten Technik haben AKWs so einen schlechten Wirkungsgrad von unter 30%, der Rest der Wärme wird in die Luft oder häufig in Flüsse geleitet.
 
In Frankreich ist das ein weiterer Grund, weshalb die Atomkraftwerke im Sommer den Betrieb reduzieren müssen: Die Flüsse haben zu wenig Wasser und sind bereits zu warm.
 
Wir haben im Moment den seltenen Fall, dass in Frankreich ein Drittel der AKWs wegen Mängeln und wegen geplanten Revisionen ausgeschaltet sind, 12 neue AKWs sind wegen Korrosion (Rost) nicht in Betrieb, und wegen dem frühen, heissen Sommer und den vertrocknenden Flüssen sind auch schon Leistungsbegrenzungen in Kraft. Darum haben wir aktuell die höchsten Strommarktpreise seit 2008, weil sich Frankreich seinen Strom in seinen Nachbarstaaten holt, vorallem in der Schweiz und in Deutschland. Und gleichzeitig sind heute schon periodische Stromabschaltungen zum Normalfall geworden in Frankreich. Die Leute haben sich daran gewöhnt.
Diese Stromversorgung auf Drittweltniveau hindert Frankreich nicht, sich weiterhin als "Grande Nation" zu zelebrieren.
 
Mich erinnert das stark an die Zeiten des Sonnenkönigs Louis dem 14. Der liess rauschende Feste feiern. Aber die Besucher aus anderen Ländern wunderten sich, dass im Schloss Versailles mangels Toiletten die Leute einfach in den Korridoren urinierten und auf die Treppen defäktierten, die Bediensteten räumten das dann weg.
 
Aussen prachtvoll, und innen eine jämmerliche Infrastruktur. Wie sich sich solche Traditionen halten!
 
Wie Frankreichs Stromversorgung, die einzig deshalb noch läuft, weil Frankreich sich den Strom von seinen Nachbarn holen kann, und regelmässig ganzen Gebieten den Strom einfach abstellt. Derart regelmässig, dass es die Leute normal finden.
 
Atomkraft, unsere strahlende Zukunft!
 
Momol.
 
Bankrott und unzuverlässig.